Obwohl ich heute nur 1 1/2 Etappen am Plan habe, starte ich wieder um kurz nach 05.00 Uhr. Für diese besondere Gegend möchte ich genug Zeit haben. Der Gipfel des Triglavs, dem höchsten Berg Sloweniens beginnt in der Sonne rot zu glühen, als ich dem Pisnica Bach in Richtung Vrsic Pass folge.
Im Wald ist es extrem frisch und ich bin froh, als kurz nach der russischen Holzkapelle die Sonne hinter den Bergen auftaucht. Dann wird es allerdings sehr schnell extrem warm. Passend zu den alten Eselpfaden über die ich mich Richtung Passhöhe schraube, schleppe auch ich mich wie ein Esel hoch. Der Weg über ein steiles Geröllfeld liegt in der prallen Sonne und ich komme richtig ins Schwitzen. Die letzte "Abkürzung " erweist sich als Sackgasse und so suche ich mir über Almwiesen den Weg zur Postaeski Hütte. Zeit für eine kurze Kaffeepause.
Der Abstieg vom Pass ist eigentlich recht angenehm. Erst Forststrasse, dann Waldweg, nie zu steil und sehr abwechslungsreich. Und vor allem.... schattig!! Unten angekommen erwartet mich der nächste kurze, aber steile Anstieg zur Soca Quelle. Ich war schon mit meinen Kindern dort, möchte aber unbedingt nochmal hin. Das letzte Stück über einen gesicherten Klettersteig ist mit dem Rucksack etwas ungut, aber dennoch zu schaffen. Und da stehe ich und Blicke fasziniert in den Spalt im Berg. Kalte Luft schlägt mir entgegen, weit unten das kristallklare, türkise Quellwasser. Ich empfinde diesen Ort als etwas ganz besonderes, magisches und geniesse die wenigen Minuten, die ich alleine dort verbringen darf. In aller Stille.
Die Ruhe währt nur kurz. Eine große Gruppe kommt um den Fels. Eine Frau fängt zu weinen an, kommt nicht mehr vor und nicht zurück. Dahinter eine Familie mit kleinen Kindern. Alle tragen Crocs und wollen umkehren, was aber nicht geht, weil von hinten die nächsten kommen. Ich sitze mit meiner Banane am Socaursprung, halte meine Füsse in das eisige Wasser und warte geduldig, bis sich der Knäuel aufgelöst hat, bevor ich wieder den Rückweg antrete.
Bevor der Uferweg beginnt, erst ein Stück Straße mit tollen Hinweisschildern. Heute habe ich "Wildschweinwarnung" und Motorradfahrer dürfen die nächsten 9 Kilometer nicht stürzen, wenn ich das so richtig verstehe. In Trenta angekommen, gehe ich ein wenig im Kreis, bis ich meine Unterkunft gefunden habe. Ich lasse meinen Rucksack im Zimmer, packe Handtuch, Sonnencreme und Wasser in meinen Sportbeutel und ab die Post nach Lepena zur Socaschlucht. Auf dem Weg dorthin möchte ich aber noch baden, und zwar genau an der Stelle, wo ich schon mit meinen Kids war, denn da fand ich es besonders schön. Es dauert aber eine Weile bis ich dort ankomme, und ich merke, daß ich grantig werde. Mir ist heiss, ich will aus den Schuhen und ins kühle Wasser. Wie ein bockiges, kleines Kind... ich muss schmunzeln. Endlich angekommen, rein ins eisige Wasser und schnell wieder an Land. Es ist so unglaublich kalt, aber herrlich.
Nach dieser Erfrischung bin ich wieder fit. Obwohl ich schon in der Gegend war, sieht man als Wanderer einfach alles mit anderen Augen. Die Soca wird in diesem Teil immer wieder schmal und so entstehen unzählige Badegumpen die zur Pause einladen. Wer etwas Geduld mitbringt, findet hier mit Sicherheit sein eigenes Fleckchen für eine Abkühlung. Und dann erreiche ich die Schlucht. Die Tageszeit ist perfekt, die Sonne scheint zwischen die Felsen und das Wasser zeigt sich in voller Pracht.
Unglaublich, was die Natur hier gezaubert hat. Ein Stückchen weiter Flussaufwärts ist richtiges Strandfeeling angesagt. Klippenspringen und " Sekundenbaden" in den kleinen Socatrögen. Ich tauche noch ein letztes Mal für heute unter, bevor ich mich mit dem Bus auf den Rückweg nach Trenta mache. Beim Abendessen lerne ich noch drei Salzburgerinnen kennen, die auch eine Woche am AAT unterwegs sind. Find ich super.