Seeboden/Millstätter See - Millstatt am See Etappen 12 + 13
Bundesland: KÄRNTEN Gebiet: Millstätter See 2.000 Hm 40 km
Die ORIGINALTOUR ist Aufgrund der Länge und Höhenmeter ausschließlich für SPORTLICH+ geeignet. Einfachere Varianten wie immer am Ende der Tourenbeschreibung.
SCHON GEWUSST? Der Millstätter See ist mit 141 Metern tiefster und mit 1.204,5 Millionen Kubikmetern der wasserreichste See in Kärnten.
5.15 Uhr, ich verlasse meine Unterkunft, heute liegt eine herausfordernde Etappe vor mir. Der Himmel malt ein zartes Morgenrot, ich mache mich auf Richtung Tangern und weiter zur Pichlhütte. Ein kurzer Regenschauer zieht vorbei, das ideale Wanderwetter.
Nach der Pichlhütte ein kurzer Schreckmoment... Wanderweg gesperrt, Alternativen oder Umleitung gibt es keine. Ich vermute einen Erdrutsch, wie auf der gestrigen Tour und beschließe weiterzugehen, solange als möglich. 10 Minuten später, Sperre. Jetzt sehe ich auch, worum es geht. Windwurf nach dem Unwetter der letzten Wochen. Ich überlege kurz, und da es noch so früh ist und kein Arbeiter zu hören ist, gehe ich los. Der Wanderweg ist bereits gesäubert, fast alle Holzstämme sind schon entfernt und 50 Meter später ist der Spuck vorbei. Ich bin sehr erleichtert.
Das Wetter ist wirklich perfekt für die heutige, schwere Etappe und ich komme flott voran. Vorbei an der Sommeregger Alm, erreichbar über eine Mautstrasse und Startpunkt zahlreicher Wanderungen bin ich bald beim steinernen Tisch, der Überlieferung nach ein Opferplatz der "Hadischn Leut". Auf dem letzten Anstieg zum "Tschiernock" schrecke ich ein Murmeltier auf. Aber Anstelle der 4-5 Warnpfiffe, die ein " Manggei" sonst ausstösst, hört das gar nicht mehr auf. 10 Minuten pfeifft es hysterisch vor sich hin. Das "Borderline Syndrom" hat scheinbar auch die Alpen erreicht.
Ich erreiche den Tschiernock, meinen ersten Nock nach 4 Stunden Gehzeit, die Zeit passt gut. Am Gipfelkreuz komme ich mit einer Familie aus Schweden zum plaudern. Papa ist gebürtiger Kärtner und heute ist die ganze Familie gemeinsam auf den Tschiernock gewandert. Wie schön. Nach einer kurzen Pause verabschiede ich mich wieder und marschiere dem Grat entlang zur Alexander Alm. Zwischendurch blinzelt immer wieder die Sonne durch die Wolken, dann zieht es wieder zu, wird windig und ich spüre feine Tropfen.
11.37 Uhr, Ankunft Alexander Alm. Ich nehme auf der Terrasse mit grandiosem Ausblick Platz und bestelle Kaffee und frischen Marillen Schokokuchen. Mit welcher Liebe der Kuchen garniert ist, überrascht mich völlig. Egal ob Brettljause oder Pfandl, alles, das an mir vorbeigetragen wird, ist so appetitlich angerichtet. Aber nicht nur die Optik, auch der Geschmack begeistert, hier ist eindeutig jemand mit Herzblut am Werk. Und schon steht Chef Franz vor mir am Tisch und erkundigt sich, ob alles passt. Wir plaudern ein wenig miteinander und er liefert mir auch ein neues Wort für meine noch etwas magere "Kärtner Dialekt Sammlung". Es ist wirklich schön zu spüren, mit wieviel Liebe und Engagement auf dieser Hütte gearbeitet wird.
So mache ich mich gestärkt auf den Weg zur nächste Etappe. Vorbei an der Millstätter Hütte, auf den Kamplnock. Der Wind bläst kräftig, leichter Regen setzt ein. Ich bin völlig entspannt und fühle die "Magie des Gehens". Und dann, ganz plötzlich und ohne Vorwarnung holen mich traurige Erlebnisse meiner Vergangenheit ein. Ich lasse meine Tränen kullern solange sie möchten, denn ich bin davon überzeugt, daß sich unterdrückte Gefühle irgendwann in Form von Krankheit Gehör verschaffen, wenn wir sie dauernd ignorieren. Und so ist nach einigen Minuten wieder alles gut. Der Wind trocknet sanft meine Wangen und ich bin wieder glücklich, denn ich weiß ganz genau, nichts das mir je passiert ist war umsonst. Es hat mich zu der Frau gemacht, die ich heute bin.
Der Ausblick vom Granattor ist grandios. Hier treffe ich zum ersten Mal auf zahlreiche Wanderer, die vom Parkplatz Lammersdorfer Hütte aufgestiegen sind. Ein Stück weiter bei den "Stoanamandl" herrscht eine ganz besondere Stimmung, ich empfinde diesen Ort als Kraftplatz. Ich nehme mir Zeit für meine persönliche Steinskulptur, bevor ich den langen Abstieg ins Tal antrete. Bei einem Kneippbrunnen gönne ich mir ein erfrischendes Fussbad. Obwohl jetzt die Sonne vom Himmel brennt, lohnt sich der letzte Anstieg zum Wetterkreuz auf jeden Fall. Die Magie des Augenblicks, steht auf der Glastafel geschrieben... wir sollen sie viel öfter wahrnehmen. Der Ausblick ist herrlich und durch das Fernrohr werfe ich einen Blick in die Zukunft... Wöllaner Nock... wenn alles gut geht, bin ich übermorgen dort. Der Forstweg nach Döbriach zieht sich wie ein Kaugummi. Wann immer möglich, mache ich auf Rindvieh und kürze über die Wiese ab. Auf meinem Weg treffe ich ein junges Pärchen aus Deutschland, die ebenfalls den ganzen Trail gehen und wenige Minuten später zwei sympathische Mädels, die einige Etappen probieren. Finde ich super. Kurz vor meinem heutigen Ziel in Matzelsdorf spaziert ein Pfau vor mir. Ein beeindruckendes, wundervolles Tier.
Ich bin richtig froh, als ich endlich in meiner Unterkunft ankomme. Erst ein "Belohnungsradler", dann eine Dusche (mein Gott sind meine Füße schmutzig!!) und zum Abschluss dieses wundervollen Tages ein leckeres Essen mit Sonnenuntergang auf der Terrasse.
FAZIT: Die Wanderung auf den Tschirnock lohnt sich auf jeden Fall. Ein grandioser Aussichtsberg. Man hat auch die Möglichkeit über die Tschirnock Panoramastraße (Mautpflichtig) bis zum Hansbauer zu fahren und ab dort die letzten ca.300 Höhenmeter zu gehen. Die Wanderung über die Millstätter Alpe bietet immer wieder Tiefblick zum See und mit dem Granattor einen tollen Abschluß dieser Wanderung.
VARIANTEN ZUR TOUR:
Ab der Sommeregger Hütte auf den Tschiernock. (Mautstraße) Teils steiler, aber gut begehbarer Wanderweg für den Fitnesslevel AKTIV und auch mit etwas älteren KINDERN geeignet.
Rundtour Millstätter Hütte und Alexander Alm. Ab dem Wandererparkplatz. Für AKTIV und Familien mit KINDERN geeignet. Wunderschönes PANORAMA.