Bundesland: TIROL Gebiet: Kufstein 980Hm 74km
Nachdem ich letzte Woche im Salzburger Seengebiet unterwegs war, geht es heute in eine andere Richtung. Nach Tirol. Start und Ziel der Rundtour ist Wörgl. Die ORIGINALTOUR ist für AKTIV+, RENNRAD und E-BIKE geeignet. Besonderes Highlight ist die Höhenstraße ins Alpbachtal und das Teilstück Breitenbach am Inn bis Angath. Mit Ausnahme der ersten Meter ab Wörgl ist die gesamte Strecke asphaltiert. ACHTUNG! Bei Kilometer 20 nicht von der Straße abzweigen um meiner Route zu folgen. Ist ein sehr steiler Waldweg.
SCHON GEWUSST? Mit 0,11 km² ist Rattenberg flächenmäßig die kleinste Gemeinde Österreichs und mit 434 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) die kleinste Stadtgemeinde Österreichs.
Ich starte am Bahnhof Wörgl auf dem Inntalradweg Richtung Innsbruck. Das Wetter ist traumhaft, der Radweg wenig frequentiert und ohne Steigung, und so komme ich schnell voran. Ab und an bleibe ich für ein Foto stehen, besonders die Schafherde die so seelig im Schatten schläft finde ich ein Traum. Ich traue mich aber nicht, näher heranzugehen, um die Tiere nicht zu erschrecken. In den Wohngegenden der Gemeinden Kundl und Radfeld riecht es nach Rauch. Heute ist Vatertag und die Griller werden zu hunderten angeworfen. Das Wetter ist ja perfekt.
Etwa nach einer Stunde Fahrzeit erreiche ich Rattenberg, die kleinste Stadt in Österreich. Die will ich mir natürlich genauer anschauen. Der Stadtkern hat Häuser mit alten Fassaden, kleine Läden und einen Dorfplatz mit Brunnen. Sehr charmant. Bei der alten Apotheke steige ich über eine Treppe zum Pfarrhaus. Nach wenigen Stufen dann eine kleine Höhlenkapelle mit der Statue der Mutter Maria. Ich zünde natürlich ein Kerzerl an. Ganz in der Nähe entdecke ich ein einladendes Restaurant mit Roof Top. Genau der passende Platz für eine Tasse Cafe.
Der Ausblick ist wirklich ein Traum. Nach dieser kurze Pause mache ich mich wieder voll motiviert auf den Weg. Next Stop... Alpachtal. In den Vorgärten riecht es jetzt schon nach Grillfleisch. Essen ist fertig! An Mittagessen denke ich im Moment aber nicht. Ich esse sowieso sehr wenig, wenn ich sportlich unterwegs bin. Klingt komisch, ist aber so. Die Höhenstraße ins Alpbachtal ist ein Hammer. Über den Scheffachberg und den Naschberg radle ich taleinwärts und bergaufwärts. Alte Bauernhöfe, üppige Wiesen, überall wird gemäht, es duftet nach Heu. Es ist so schön, dass mir die Hitze und die Steigung kaum etwas ausmachen. Und natürlich biege ich auch einmal schlauerweise vom Weg ab. Die Abkürzung entpuppt sich allerdings als furchtbar steiler Waldweg. Echt ätzend.
Die alten Bauernhöfe in Alpbach sind allesamt nur im ersten Stock gemauert, die oberen Stockwerke sind aus Holz. Das kann man auch teilweise bei neueren Bauten beobachten. Die historischen Höfe haben auf jeden Fall etwas ganz Besonderes an sich, obwohl doch einige nicht mehr bewohnt scheinen. In Alpbach tummeln sich auch schon einige Touristen, die Restaurants am Kirchplatz sind gut belegt.
Mich aber zieht es eher zum Meditationsweg und dort vor allem zum Kneippbecken. Ein eiskaltes Fussbad ist genau das, was ich jetzt brauche. Ich parke mein Rad an der Straße und nach einem kurzen Fußmarsch bin ich bei der Kneippanlage angelangt. "Aussa aus de Schuach und eini ins koidi Wossa!" Ist das fein. Auf einem Sonnenbankerl esse ich einen Apfel, dann drehe ich nochmals eine Runde im Kneipp Becken und mache mich wieder völlig erfrischt auf den Rückweg. Diesmal entscheide ich mich aber für die Landstraße talauswärts und rolle so ohne Anstrengung zurück nach Brixlegg. Über die Innbrücke bis Münster. Dort erhoffe ich mir eine Eisdiele, aber leider Fehlanzeige. Ausser einer schwarzen Katze die über die Straße saust und unter einer Hecke verschwindet ist niemand zu sehen. Als Bonus übersehe ich eine Abzweigung und stehe plötzlich an der Autobahn. Da ist umdrehen wohl die Beste Alternative. Und auch beim "Friedhofsmuseum" in Kramsach habe ich kein Glück. Sonntags geschlossen. Meine nächste Hoffnung ist der Reintaler See.
Ein wirklich sehr schöner Badesee, leider hoffnungslos überfüllt. Zum Glück finde ich einen Eisautomaten und eine schattige Bierbank für eine kurze Pause. Die Parkplätze entlang der Seestraße sind bis zum letzten Platz gefüllt und auch die Liegewiesen erinnern eher an den Ballermann als an einen idyllischen See in den Alpen. Aber immerhin ist Sonntag, vermutlich kann man hier an Wochentagen wirklich einen entspannten Badetag verbringen. Dummerweise vergesse ich meine Wasserflasche zu füllen und in Anbetracht der Hitze, klebt mir langsam aber sicher die Zunge am Gaumen fest. Auch in Breitenbach am Inn finde ich so schnell keine Tankstelle oder ähnliches, aber weit habe ich es ohnehin nicht mehr. In Kleinsöll, einem Ortsteil von Breitenbach setzen vier fleissige Tiroler zum verdienten "Schichtseitl" vor dem Haus. Ich zögere kurz, aber weil sie gar so freundlich grüßen, traue ich mich um etwas Wasser zu bitten. Ja freilich, und a Bier kannst auch haben, wenn du magst. Ich hätte nichts lieber als das, aber bei der Hitze auf nüchternem Magen ein Bier zu trinken, wäre wohl nicht sehr schlau, also lehne ich dankend ab. Ich soll mich doch dazusetzen, dieses Angebot nehme ich gerne an. Wir plaudern ein Weilchen, und ich denke wie so oft bei mir, wie nett und hilfsbereit die Menschen doch eigentlich sind. Nach dieser kurzen Pause und der kurzen, aber äußerst liebenswerten Bekanntschaft, mache ich mich wieder auf den Weg. Das Teilstück bis Angath ist wirklich wunderbar zu fahren. Ein paradiesisches Fleckerl Erde, hoch über dem Inntal. Es war wie immer ein unvergesslicher Tag.
FAZIT: Eine besonders schöne Radtour mit sehr unterschiedlichen Eindrücken. Die zauberhafte Ministadt Rattenberg, das Alpachtal mit seinen alten Bauernhöfen, der lustige Friedhof in Kramsach und die Weite des Inntals. Alles in Allem eine sehr empfehlenswerte Gegend!