Radtour · 18. Juli 2021

Ö-Tour 4.1 Vom Himmel (berg) in den Graben

Bundesland: KÄRNTEN Gebiet: HIMMELBERG/GURKTAL 1.510 Hm 76 km
Die ORIGINALTOUR ist Aufgrund der Höhenmeter nur für SPORTLICHE RADFAHRER und E-BIKER geeignet. Für RENNRADFAHRER sind die ersten 5 Kilometer der Originaltour durch den Poitschacher Graben nicht geeignet!! Dieser Abschnitt kann jedoch umfahren werden. Besonders zu empfehlen ist die Gerlitzen Gipfelstraße.
ACHTUNG!!!! Nach KÖTSCHENDORF bei Kilometer 51, auf der Anhöhe vor dem Goggausee die Straße NICHT VERLASSEN. Originaltour führt in unwegsames Gelände und eine Sackgasse!!!!!
Varianten für Rennradfahrer und unterschiedliche Fitnesslevel zu dieser Tour findest du am Ende des Beitrags.

SCHON GEWUSST? In Arriach, etwa 20 Kilometer nördlich von Villach liegt der geografische Mittelpunkt von Kärnten. Die Stelle ist mit einer roten Plattform markiert und kann über einen Waldweg gut erreicht werden.

Meine erste Mehrtagestour bringt mich Aufgrund der unsicheren Wetterlage nach Kärnten, denn dort sind die Vorhersagen recht stabil. In den letzten Tagen haben schwere Regenfälle in ganz Österreich großen Schaden angerichtet. Aus Deutschland erreichen uns diesbezüglich schreckliche Nachrichten. Irgendwie habe ich fast ein schlechtes Gewissen jetzt auf Urlaub zu fahren. Aber wenn ich zu Hause bleibe, ändert das leider auch nichts an dem ganzen Unglück. Also starten wir am 18. Juli 2021 unsere erste Tour als Team. BaBeBi-onTour!! Die ersten Fahrkilometer auf der Autobahn werfe ich immer wieder einen nervösen Blick in den Rückspiegel um mich zu vergewissern, ob der Radträger am Heck auch wirklich hält. Ohne Probleme erreiche ich meinen Ausgangspunkt, die kleine Gemeinde Himmelberg. Am Ortseingang steht ein altes Schloß, einige Häuser der Ortschaft sind liebevoll renoviert. Ich suche für Bella einen geeigneten Parkplatz, dann starte ich meine Tour.

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Entlang der Tiebel radle ich durch den Poitschacher Graben. Beim Grenzbrunnen der Gemeinden Himmelberg und Feldkirchen teste ich, welches Wasser besser schmeckt.... Eindeutig unentschieden! Beide sind herrlich frisch und klar. Zahlreiche Walker und Jogger nutzen den traumhaften Sonntagmorgen für eine frühe Runde. Über die Bundesstraße erreiche ich das Gemeindegebiet von Albeck/Sirnitz. Mein Ziel dort ist der Meditationsweg "In sich gehen".

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Mich erwarten kleine, feine Stationen entlang eines Bachbettes. Sprüche und Inspirationen sind in Abständen entlang des Pfades installiert. Schade das der Weg teilweise schon fast verwachsen ist. Bei einer alten Mühle halte ich kurz inne und genieße die Ruhe, die nur vom Plätschern des Wassers unterbrochen wird. Ein ganz besonderer Ort.

Auf dem Rückweg folge ich dem Wegweiser zum Badesee in Sirnitz und bin begeistert!! Einen derart liebevoll angelegten Badesee sieht man wirklich selten und laut Hinweis ist der Eintritt sogar kostenlos. Ich nutze das schöne Plätzchen für eine kurze Pause und die Planung meiner weiteren Tour. Das Wetter scheint zu halten, also beschließe ich, meine Runde zu verlängern. Mein nächstes Ziel, die Gemeinde Deutsch Griffen.

Schon von Weitem sieht man auf einem Hügel die Kirche mit einem besonders langen, überdachten Zugang. Kann mich nicht erinnern so etwas schon einmal gesehen zu haben. Zuerst besuche ich jedoch das Heimatmuseum. Dort sind alte Werkzeuge und Gerätschaften ausgestellt die an arbeitsreiche und harte Zeiten erinnern. Ob die "Gute, alte Zeit" wirklich immer so gut war, wage ich zu bezweifeln.

Ich füttere das Körbchen für freiwillige Spenden mit einigen Münzen und plaudere nett mir der Dame die hier im Museum die Aufsicht hat. Von ihr erfahre ich, dass der Schlüssel für die Kirche beim Wirt im Dorf geholt werden kann, was ich dann auch mache. Auf Anfrage wird mir tatsächlich ein großer, alter Eisenschlüssel ausgehändigt.

Ich steige die abgetretenen Holztreppen nach oben. Wie viele Menschen hier wohl schon mit Kummer und Sorge gegangen sind, um in der Kirche göttliche Hilfe zu erbitten? Als ich den ummauerten Kirchenhof betrete, empfängt mich friedliche Stille. Die dicken Steinmauern verschlucken jedes Geräusch. Über die blumengeschmückten Gräber surren Bienen und Hummeln. Ich öffne die schwere Holztüre der Kirche mit meinem Schlüssel und betrete das Gotteshaus. Es duftet ganz leicht nach Weihrauch. Wie immer genieße ich den Moment, bedanke mich und zünde ein Kerzerl an. Mein übliches Ritual.

Ich retourniere den Kirchenschlüssel und schwinge mich wieder aufs Rad. Entlang der Gurktaler Landesstraße, streife ich das Gemeindegebiet von Glödnitz nur kurz und erreiche schließlich die Gemeinde Weitensfeld im Gurktal. Eine hübsche, kleine Ortschaft mit bunten Häusern. Zum Glück fülle ich meine Trinkflasche auf, den der Anstieg über den Zammelsberg liegt vielfach in der prallen Sonne. Mein Kopf fühlt sich an wie eine Tomate kurz vor dem Platzen.

Umso mehr werde ich die Abfahrt zum Goggausee genießen. Da denke ich zumindest, aber leider macht mir mein Navi einen dicken Strich durch die Rechnung. Ich biege kurz nach Kötschendorf,

so wie empfohlen von der Landesstraße ab, und lande nach einer steilen Abfahrt in einer absoluten Sackgasse. Mitten in unwegsamen Gelände, in einem Graben. Den Berg wieder hinaufzuschieben interessiert mich absolut nicht, also versuche ich auf einen Weg zu gelangen, der in der Nähe eingezeichnet ist. Ich hebe mein Rad über ein Gatter, kämpfe mich durch einen Haufen Brennnessel und stapfe durch Matsch. Rambo hätte seine Freude mit mir. Über einen Zaun gelange ich auf eine Viehweide. Die Kühe schauen mich recht neugierig an und ich muss lachen, weil ich im Moment sicher die blödeste Kuh hier auf der Wiese bin. Zum Verlassen der Weide schlüpfe ich durch einen Zaun und dabei hat mein Unterschenkel ein Rendevous mit dem Stacheldraht. Ja, soviel Dummheit gehört einfach bestraft. Über einen Forstweg erreiche ich wieder die Straße, die ich eine halbe Stunde vorher leichtsinnig verlassen habe, zeitgleich mit einem schmerzhaften Krampf im rechten Oberschenkel. Wie sagt man so schön: "Wenn´s läuft, dann läuft´s."

Zur Belohnung lege ich am Goggausee - Strandbad ein Pause mit Kaffee und Radler ein. Am Nebentisch sitzt eine Dame, die wundervolle, handgemachte Billets verkauft, die mit gepressten Blüten und Sprüchen verziert sind. Der Erlös ist für einen guten Zweck. Ich bin völlig begeistert und kaufe trotz Platzmangel auf dem Fahrrad gleich mehrere Stück.

Auf der Weiterfahrt entdecke ich neben der Straße ein Hinweisschild zum Bösensteiner Wasserfall, den ich schon nach wenigen Gehminuten erreiche. Nach diesem kurzen Zwischenstopp radle ich

weiter bis Feldkirchen und weiter zum Flatschacher See. Der Akku von meinem Handy gibt langsam aber sicher den Geist auf, und ich suche auf gut Glück den Weg zurück nach Himmelberg zu meiner Bella. Dort angekommen, packe ich eilig mein Bike auf das Auto und fahre nochmals zurück an den See, um dort die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu genießen. Der See ist herrlich klar und sauber. Auf der Liegewiese sind nur mehr wenige Badegäste. Nach einem Bad im kühlen Nass fühle ich mich wieder herrlich frisch und fit. Zum Trocknen lege ich mich auf eine kleine Holzbank direkt am Ufer und beobachte die Sonne, wie sie langsam versinkt. Ein wundervoller Tag geht zu Ende.